Ich bin der, den Jesus liebt
Eine Begegnung der dritten Art mit einem Menschen, der etwas Wichtiges verstanden hat. Was sehen wir, wenn wir in den Spiegel schauen? Und was bedeutet das?
Stell dir vor, du sitzt in einem gemütlichen Café an der Fensterbank und schaust auf die Fußgängerzone, vor dir dein Laptop und ein dampfender Hafermilch-Latte. Draußen regnet es.
Während du herzhaft in dein Franzbrötchen beißt, setzt sich ein älterer Typ neben dich. Längere grau-melierte Haare mit ein paar Locken drin und einer Brille, wie sie früher mal die Intellektuellen getragen haben. Interessiert schaut er dich an, in seinen Augenbrauen hängen Wassertropfen.
“Hallo!” Freundlich grinst er dich an. “Ich bin der, den Jesus liebt.”
Du spuckst fast dein Franzbrötchen aus. “‘Entschuldigung, was?”
“Ich bin der, den Jesus liebt.” Er hat den Kopf auf die Hand gestützt, sein Blick ist nach wie vor fest auf dich gerichtet. Ein Lächeln spielt um seine Mundwinkel.
Du nimmst erst mal einen Schluck von deinem Hafer-Latte. Deine Gedanken rasen. Nachdem du dich fast verschluckt hast, fällt dir ein Antwort ein: “Ist das nicht ein bisschen selbstgefällig?”
Der Fremde lacht. “Ich sehe, du kennst Ihn! Das ist gut. Viele wissen gar nicht, von was ich rede. Aber wieso glaubst du, dass es selbstgefällig ist, wenn ich sage, dass Jesus mich liebt?” Er winkt der Bedienung: “Einen Espresso, bitte.”
Du bist ein wenig genervt. Eigentlich wolltest du in Ruhe lesen und ein bisschen was arbeiten. Nun kommt dieser Typ und quatscht dich voll. Du haderst mir dir. Dann fällt dir ein, dass du Gott gebeten hattest, dich durch diesen Tag zu führen. Und dir kommt der Gedanke, dass Er vielleicht genau das in genau diesem Moment tut. Dein Plan ist es, zu lesen und zu arbeiten, Sein Plan könnte es sein, dass du dich mit diesem Menschen unterhältst, der sich gerade neben dich gesetzt hat.
“Den Er mir geschickt hat …” verbesserst du dich im Stillen.
Etwas milder gestimmt lächelst du dem Bruder auf dem Hocker neben dir zu. “Du bist ganz schön mutig, ich würde mich das nicht trauen, jemanden so anzusprechen.”
Ihr kommt ins Gespräch. Klaus, so heißt er, macht sich des Öfteren einen Spaß daraus, Menschen auf diese Art mit Jesus zu konfrontieren. “Da weiß man nie, was passiert”, grinst er.
Er erzählt dir, warum er diesen Spruch gerne als Eröffnung nimmt: “Weil ich mich tatsächlich so sehe: «Ich bin der, den Jesus liebt.» Mir kam dieser Gedanke mal, als ich Johannes gelesen habe. Ich glaube, würde man ihn fragen: “Wer bist du?”, dann würde er nicht sagen, ein Evangelist, ein Apostel, ein Jünger oder was auch immer, sondern «Ich bin der, den Jesus liebt.». Dreimal sagt er das von sich selbst.”*
Beherzt trinkt er seinen Espresso.
“Weißt du, es gibt da eine Theorie, von der ich sehr viel halte. Sie sagt, dass wir so werden, wie die wichtigste Person in unserem Leben denkt, dass wir sind. Verstehst du? Und jetzt stell dir mal vor, wie sich unser Selbstbild und unser Leben verändern würde, wenn wir den erstaunlichen Worten der Bibel über Gottes Liebe zu uns tatsächlich glauben würden, wenn wir in den Spiegel schauen und sehen würden, was Gott sieht?”
Aufmerksam betrachtet er mich. “Das klappt natürlich nur, wenn Gott tatsächlich die wichtigste Person im Leben ist.” Er zieht die Augenbrauen hoch. Dann zeigt er nach draußen. “Du, es ist wieder trocken. Ich will weiter und du hast bestimmt auch noch etwas zu tun.”
Aufmunternd nickt er mir zu: “Sprich einfach über das, was dir Spaß macht, worauf du bei Jesus richtig Lust hast. Viele zu viele Menschen klingen wie Theologiebücher.”
Dann klopft er mir zum Abschied auf die Schulter und lächelt mir ein letztes Mal zu.
Als er weg ist, fühle ich mich … einsamer.
Jörg “den Jesus liebt“ Peters
P. S. Okay, ich gebe zu, solche Begegnungen finden in meiner Lebensrealität selten statt. Aber ich fürchte, das liegt auch daran, dass ich sie gar nicht zulasse. Ich mache schnell zu, wenn mir mein Gegenüber “komisch” vorkommt oder ich mit meinen eigenen Sachen beschäftigt bin. Wie viele Gelegenheiten für Gespräche über Jesus habe ich wohl schon verpasst?